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Svetlana Tusida beschreibt eine Nähtasche

„Solche Handtaschen gibt es in unterschiedlicher Größe. Kleine padko werden von Mädchen genäht, die gerade das Nähen lernen. Es wird ihr genähtes padko dann ihren älteren Verwandten zeigen. Denn unsere Großmütter sagten immer, dass man seine Näharbeiten nicht verstecken darf. Du solltest sie den Erwachsenen zeigen. Sie werden dann Ratschläge geben. Denn wenn man etwas falsch gemacht hat, wird eine Erwachsene dich korrigieren. Jemand, der seine Näharbeiten für sich behält, wird nie eine geschickte Handwerkerin werden. Wenn ein Nenzen-Mädchen anfängt, etwas zu nähen, wird es sich deshalb mit erwachsenen Verwandten umgeben.

Es gibt viele Arten von padko – aus Stoff, aus Wildleder, auch Stücke von Rentierbeinfellen mit Rentierhufen werden verwendet, um padko zu verzieren. Padko werden zur Aufbewahrung von allerlei Dingen verwendet. Kleinere Mädchen füllen sie mit ihren Spielsachen und Fellstücken, die sich zum Nähen eignen. Ältere Mädchen bewahren dort ihre Nähutensilien, bearbeitete Rentierbeinfelle, Filze und andere Nähutensilien auf. Auf dem Bild sehen wir ein mittelgroßes padko. Die abgebildete Seite ist die verzierte Seite. Sie ist aus Rentierbeinfellen mit Hufen von neugeborenen Rentierkälbern genäht. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Tasche für etwas fertig Genähtes. Es sind Nenzen-Ornamente darauf zu sehen, von denen es drei Arten gibt – ‚Köpfe‘, ‚kleine Zelte‘ und ‚Hasenohren‘. Diese Ornamente sind einfach zu machen und man braucht nicht viel Zeit dafür, um sie zu schneiden. Sie sind schnell genäht.

Um etwas herzustellen, braucht man Rentiersehnen. Bei den Nenzen verwenden die Frauen Sehnen zum Nähen, deren Gewinnung eine mühevolle Arbeit ist. Zuerst muss man sie gut verarbeiten, trocknen und befeuchten. Erst dann kann man sie direkt zum Nähen in Form von Fäden vorbereiten. Die vorbereiteten Fäden werden in eine spezielle Verpackung gelegt. Wenn sie nicht auf diese Weise aufbewahrt werden, trocknen die soeben gezwirbelten Sehnen aus. Getrocknete Sehnenfäden würden immer wieder reißen. Wenn die Sehnenfäden reißen, kann nichts mehr mit ihnen genäht werden. Wenn eine Handwerkerin es richtig machen will, muss sie zuerst einmal ein gutes Fell zubereiten, und sie hat die Sehnenfäden sorgfältig herzustellen. Diejenige, die das padko auf dem Bild genäht hat, war eine geschickte Handwerkerin. Sie muss gute Sehnenfäden gemacht haben, und so entstand ein schönes padko.“ (Translation in progress)

Aufgezeichnet von Svetlana Tusida, 2024.