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Rima Slepenkova erzählt von verschiedenen Kinderwiegen

"Früher haben unsere Mütter im Frühling Birkenrinde gesammelt, dünne Birkenrinde. Sie schälten sie mit dem Messer von einer guten Birke und legten sie übereinander. Nach dem Zusammenrollen wurde sie im Schatten, im Schuppen, in der Vorratskammer oder im Speicher getrocknet. Mit dieser Frühjahrsbirkenrinde kann man den Ofen anheizen. Im Winter nahm man einfach fertige Birkenrinde. Es werden auch kleine Beerensammelbehälter und große Rucksäcke daraus genäht. Ob Traubenkirschen oder Beeren, alles konnte man hineintun. Zur Heuernte legte man Proviant in den Birkenrindenrucksack, schnallte ihn sich auf den Rücken und ging zur Heumahd. Im Herbst wird die Birkenrinde dichter und dicker und die Innenseite dunkler. Zu dieser Zeit, wenn die Tage kürzer werden, nähen die erwachsene Frauen Wiegen. Für Verwandte oder für die eigenen Kinder. Im Sommer bearbeiten sie Zweige der Traubenkirsche, sie bereiten diese vor und schälen sie, wenn sie mit der Arbeit beginnen. Sie trocknen sie an Orten, wo es kühl ist. Diese Wiegen werden an den Rändern mit Traubenkirschenzweigen eingefasst. Am Fluss Ob gibt es keine Rentiersehnen, und so nähen sie mit Fäden aus Kunstfaser um die Wiegen herum. Es gibt Wiegen für die Nacht. Nach der Geburt bekommt ein Kind eine Nachtwiege.

Am Kopfende der Wiege wird unbedingt ein Auerhahn eingeritzt, denn es ist der Vogel, der dem Säugling einen guten Schlaf bringen soll. Und bis zum sechsten Monat liegt dieses Kind in dieser Wiege. Auf den Boden dieser Wiege legte man Birkenmulch. Oder als wir am Ob lebten, auf der Wiesenseite, auch Mulch von Weiden. Genau aus der Mitte der Weiden nahm man den Mulch und reinigte ihn von den Spänen. Dieser Mulch wurde auf den Boden der Wiege gelegt. Darauf legte man ein Federbett mit weichen Entenfedern und unter den Kopf ein Kissen. Auf den Boden der Wiege, unter das Federbett, legte man einem Kind, solange es noch keine Zähne hatte, eine kleine Schere oder eine Schachtel mit Streichhölzern. So blieb der Schlaf des Kindes bei Tag und Nacht behütet. Wenn dann die Federbetten nass wurden und sich der Mulm vollgesaugt hatte, schüttete man den Mulm aus der Wiege nach draußen auf einem besonderen Platz, nicht am Zaun, sondern in eine Ecke des Gemüsegartens. Wenn die Krähen im Frühling angeflogen kommen, wärmen sie sich die Füße in dem Haufen dieser Reste. Die Krähen, weißt Du, haben da so ein Lied. Wenn das Kind sechs Monate alt geworden ist, fängt es an sich hinzusetzen, dann kommt das Kind in die Tageswiege. Auf die Tageswiege ritzt man auch an den Seiten Ornamente. Was für Zeichnungen, weiß ich nicht mehr. An das Kopfende zeichnen sie auch ein Tier, das den Schlaf des Kindes behütet. Denn das Kind hat noch keine Zähne.

Diese Wiege hängt man sich so über die Schulter und dann geht man mit dem Kleinkind zum Mähen. Die Mutter hängt es an einen Baum und mäht neben ihrem Kind und erntet das Heu. Wenn es viele Mücken gab, wurde ein Tuch darüber gespannt, damit das Kind nicht gestochen wurde. Es wurde ein lauschiges Plätzchen unter dem Baum gesucht. Im Haus, in der Mitte des Hauses an der Decke, wurde ein Nagel eingeschlagen und die Wiege daran aufgehängt. Manche nahmen dicke Seile und früher wurde sogar eine Kette kunstfertig aus einem einzigen Stück Holz für die Wiege geschnitzt. Das Kind hing daran und schwingt von selbst und das Kind schlief ein. Denn ein weinendes Kind schläft nicht. Ein weinender Säugling muss andauernd geschaukelt werden." (Translation in progress)

Aufgezeichnet von Stephan Dudeck. Budapest, 2024.