Musée d‘ethnographie de l‘Université de Bordeaux
Nadežda Pokačeva singt bei der Bärenzeremonie ein Lied über das Beerensammeln
"Das Lied der kleinen Schwester meiner Mutter: ‚Wer hat uns heute diesen Behälter aus Birkenrinde gemacht? Es gibt so viele Beeren! Pflücke sie! Das ist eine Bärenhand! So ein Tier habe ich noch nie gesehen. Ein Wesen, das Lieder und Geschichten mag. Ich kenne Teile eines Liedes oder eines Märchens. Oh nein, ich habe Angst! Lasst uns nicht weiter Beeren pflücken, sondern sie hierlassen! Aber ein Lied reicht auch. Fühl mal dieses pelzige Ding! Oh, es ist ein Wunder! Du bist mein Gold! Ich gebe dir Gold und Geld. Du singst deine Lieder, erzählst Märchen, Dein goldenes Bild fürchte ich nicht. Lass mich in Ruhe Beeren pflücken! Hinter dem einen oder anderen Baum, bleibe etwas weiter weg!‘
Lied: ‚Großes Tier. Als ich hierherkam, waren meine Schuhe ausgelatscht und meine Handschuhe abgenutzt. Heute ging ich nach draußen und die Beeren, die ich pflücken wollte, waren endlich reif. Wo ist mein Birkenrindenkörbchen? Ich nehme meinen Birkenrindenkorb und kam schließlich zum Rand des Moores. Und so komme ich durch dieses Büschel junger Kiefern am Rande meines weißroten Moores in der Nähe des Flusses schließlich zum Niedermoor. So viele Beeren überall! Eines Tages schaute ich hinaus, schaute und sah dies: Schwarz wie ein Kessel, da, mein Sohn. Der böse Junge, er pflückt hier auch Beeren. Wunderbare Schöpfung des heiligen goldenen Ahnen! Soll ich Dir die Beeren lassen, die ich für dich gepflückt habe? Ich werde sie selbst pflücken. Es scheint, als hätte mein kleiner Bär mich plötzlich bemerkt. Wundervolles goldenes Geschöpf! Auch du, Beerenpflücker, pflückst Beeren. Der Große Torum, mein Vater, hat mir armem Ding erlaubt, auch Blaubeeren und wilde Hagebutten zu pflücken. Goldene Bestie! Im Schatten eines Baumes, zweier Bäume, pflückst du hier auch Beeren.‘
Wir erschraken gleichzeitig. Der kleine Bär hatte es eilig! Schau, die Beeren, die sie hier gepflückt hat, vielleicht bekommt er auch welche. Doch die Frau des Mannes pflückte weiterhin Beeren, als wäre nichts passiert.
‚Mein Sohn-Bär, du kannst es sehen, wenn du dir unseren Bären anschaust: Wenn die Zeit kommt, wenn die Puppen so groß wie Zedernzapfen, so groß wie Tannenzapfens erscheinen, werden wir gemeinsam Beeren an derselben Stelle sammeln. Wir werden Beeren von verschiedenen Seiten pflücken. Im Schatten desselben Baumes werden wir pflücken. Seite an Seite werden wir sammeln. Wenn wir Zedernzapfen sammeln, sammle ich sie von der Spitze des Baumes. Das vom Menschen geborene Kind wird die Zapfen von der Spitze des Baumes schlagen. Von jetzt an werde ich zusehen, ich werde deine Magie beobachten. Ich stehe jetzt auf. Die Zauber-Mutter schaut zu. Ich bitte sie, zu schamanisieren...‘ Ich bin müde geworden.“ (Translation in progress)
Aufgezeichnet von Stephan Dudeck. Kartahi, 2016.