Musée d‘ethnographie de l‘Université de Bordeaux
Lilija Zdor erzählt die Geschichte von dem Riesen Lelgyl’yn
„‚Lasst uns ans Meer fahren, Leute, um am Meer zu jagen.' Ein starker Wind war aufgekommen, so stark, dass er die riesige Eisscholle weggetrieben hat. Auf dieser Eisscholle wurden die sechs Jäger aufs Meer hinausgetragen. Der Wind trieb sie lange Zeit über das Meer. Endlich sahen sie Land. Als sie ans Ufer geworfen wurden, sahen sie einen Mann von enormer Größe, so groß, dass sie ihn zuerst für einen Felsen hielten. Aber es stellte sich heraus, dass es der Riese namens Lelgyl’yn war. Seine Nase, seine Augen und sein ganzer Körper waren wie die eines Menschen, aber seine Haare ähnelten eher einem Wald. ‚Woher kommt Ihr?‘, fragte er die Jäger. – ‚Der Wind hatte die Eisscholle auf das Meer hinausgehet, auf der wir waren, und er trieb sie hierher in Euer Land.‘ – ‘Und wer seid ihr? Seid ihr Menschen?‘, fragte der Riese erneut. – ‚Ja, wir sind Menschen!‘ – ‚Ich kann Euch nach Hause bringen. Wollt Ihr das?‘ – bot der Riese darauf an. ‚Wir wollen es sehr gerne!‘, freuten sich die Menschen.
Darauf setzte er sie auf die Finger seiner Handschuhe und schritt leise des Weges. Er wanderte über das Meer, als ginge er durch einen flachen Sumpf. Auf dem Weg ergriff er einen Wal, verschlang ihn und ging weiter. Als er das Ufer erreichte, ließ er die Menschen gehen und fing plötzlich an zu gähnen. Und schwer gähnend sagte er: ‚Ich bin sehr müde! Ich werde mich jetzt hinlegen und schlafen.‘ Er legte sich hin und er schlief den ganzen Herbst und Winter über. Er schlief sehr fest. Und im Herbst kamen die Winde und Stürme. Die Wellen der Brandung kamen bis zu seinem Körper und das Wasser gefror auf ihm, während er schlief. Schließlich fanden Bären ihn und fraßen an seiner Wange. Im Frühling wachte er auf, er fühlte sein Gesicht und dann seine Wange und sagte: ‚Was, so fest habe ich geschlafen, dass mein Gesicht ganz taub geworden war!‘“ (Video and translation in progress)
Aufgezeichnet in Fairbanks, 2024.