Musée d‘ethnographie de l‘Université de Bordeaux
Lilija Zdor und ihr Team erzählen von der Verwendung der Opferschale bei verschiedenen Festen
„Diese Holzschale eignet sich zum Schneiden und Reichen von Lebensmitteln. Zubereitete Speisen werden daraus gegessen. Die kemeny wird meistens verwendet, wenn eine Gruppe von Menschen zum Essen zusammenkommt, jedoch nicht für kleinere Gerichte für nur eine Person. Nach dem Essen wird die kemeny mit trockenem Gras oder einem Lappen abgewischt, oder man schabt die Oberfläche mit dem Frauenmesser ab. Der geringen Größe der hier gezeigten kemeny nach zu urteilen, war sie vielleicht für die rituelle Speisung von Geistern gedacht. Solche kleinen Gerichte werden für Fütterungsrituale an Festtagen verwendet. Ein solches Fest ist Pegytti, welches im Dezember stattfindet, wenn man das Ende der Polarnacht feiert. Es ist dem Stern Pegytti gewidmet. Das Peečvag’enratgyrgyma-Fest findet im März statt, wenn man ein einjähriges Kalb von seiner Mutter entwöhnt. Kilvej ist den neugeborenen Kälbern und den Rentierkühen, die sie zur Welt gebracht haben, gewidmet. Ulvev ist das Fest nach der Frühjahrsweidewanderung im Juni. Vylgykoranmat ist das Fest zur Schlachtung von Rentieren zur Gewinnung von Fellkleidung und tyrkyl’ykoranmat das Fest zur Schlachtung von Rentierbullen im Oktober.
Die rituelle Schale kemeny ist aus Holz gefertigt. Man merkt, dass sie benutzt worden war, denn sie zeigt Anzeichen von Oxidation. Entlang des äußeren Randes befindet sich ein Streifen, der wie ein Brandfleck aussieht. Es ist wahrscheinlich, dass diese kemeny in der Nähe einer Feuerstelle stand. In der Schale ist eine Vertiefung, damit das in kleine Stücke geschnittene Fleisch nicht herausfällt.“ (Тranslation in progress)
Aufgezeichnet in Fairbanks, 2024.