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Lilija Zdor und ihr Team erzählen von der Verwendung der rituellen Schöpfkelle

„Auf dieser aus Holz hergestellten Schöpfkelle sind kleine Risse zu sehen, die auch auf dem Griff vorhanden sind. Am Ende des Griffs ist eine Absplitterung zu sehen. Der Schöpfer hat braune Flecken, er wurde offenbar intensiv benutzt.

Der Schöpfer diente als Behälter zum ‚Tränken‘ eines geschlachteten Rentiers. Im östlichen Teil Čukotkas wird dieses Ritual immer noch gepflegt. Das Rentier wird so getötet, dass es nach dem Stoß mit der Lanze auf die rechte Seite fällt, mit dem Kopf nach Osten. Die Schöpfkelle wird dann benutzt, um Wasser aus einem besonderen Eimer zu schöpfen und um das erstochene Opfertier mit Wasser zu versorgen. Es wird ihm ständig etwas Wasser auf die Schnauze gegossen, wie auch auf die Einstichstelle und dann auf denSchwanz. Nachdem das Tier auf diese Weise ‚betrunken‘ gemacht worden ist, machen sich die Frauen daran, es zu zerlegen. Dem Rentier wird das Fell abgezogen, welches man auf den Boden legt, um es austrocknen zu lassen. Dann wird es mit dem Kopf in Richtung der Jaranga gelegt. Das geschlachtete Rentier wird dann schließlich zum Zelt gebracht. Dort bettet man es auf eine Unterlage aus Gesträuch und zerlegt es. Alle rituellen Gegenstände wie Geschirr, Eimer, Lanze und die Schöpfkelle werden in einem besonderen Sack aufbewahrt – nurkirčir, der auf einem bestimmten Schlitten platziert ist. Dieser Schlitten befindet sich im nördlichen Teil der Jaranga hinter der Schlafabteilung.“ (Translation in progress)

Aufgezeichnet in Fairbanks, 2024.