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Lilija Zdor und ihr Team erzählen von Wahrsagegeräten

„Die Schulterblätter weisen durchgebrannte Löcher und rundherum dunkle Verkohlungen auf. Es gibt zwei Risse im Schulterblatt, einer zeigt zur Gelenkpfanne und der andere in die andere Richtung.

Jeden Herbst, während der Rentierbrunft im September, schlachtet der Besitzer einer Jaranga ein männliches und ein weibliches Rentier. Das Brust- und Schenkelfleisch werden für das Versöhnungsfest mit der Natur in der Speisekammer aufbewahrt. Der Rest des geschlachteten Rentiers wird getrocknet und in einer Hülle aus der Haut des Tieres aufbewahrt. Die linken Schulterblätter weiblicher Rentiere, die für dieses Ritual geschlachtet werden, verwendet man als Hilfsmittel für Wahrsagungen. Damit wird bestimmt, wie die Routen der Frühjahrs- und Herbstwanderungen zu verlaufen haben. Die Ältesten des Lagers treffen gemeinsam die Entscheidung bei der Wahl der Richtung der nomadischen Wanderung. Aber wenn es bei der Wahl der Richtung Zweifel gibt, suchen sie Rat mit Hilfe des Schulterblatts, von dem das Fleisch entfernt ist, also von einem getrockneten Schulterblatt. Zum Wahrsagen wird mit der linken Hand das Schulterblatt am Nacken genommen, und in der rechten Hand halten sie einen schwelendes Stück Holz an das Schulterblatt. Es wird in der Mitte der hinteren Gelenkpfanne über dem glühenden Holz gehalten, bis sich Risse zeigen. Um das Ergebnis der Weissagung herauszufinden, wird das Schulterblatt auf den Kopf gestellt, und das Gelenkteil wendet sich dem zu beschreitenden Korridor zu, wobei der Ausgangspunkt auf der Ostseite liegen muss. Sie untersuchen die Richtung der Risse und so entscheiden sie sich für den Weg der Weidewanderung. In den Rentierhalterlagern wahrsagen sie so normalerweise in jeder Jaranga. Wenn die Mehrheit der Wahrsagerinnen und Wahrsager ähnliche Risse auf ihren Schulterblättern findet, dann wandern sie weiter auf der Grundlage des mehrheitlich getroffenen Ergebnisses.“ (Translation in progress)

Aufgezeichnet in Fairbanks, 2024.