Musée d‘ethnographie de l‘Université de Bordeaux
Lilija Zdor und ihr Team erzählen von dem Parka aus Walrossdarm
„Es handelt sich hier um den Regenmantel eines Mannes. Frauenregenmäntel sind normalerweise länger als Männerregenmäntel. Der čukčische Männer-Regenmantel ist immer kürzer als der von Frauen. Ein kürzerer Regenmantel ist praktisch, wenn man mit einem Boot unterwegs ist oder sich auf unebenem Terrain bewegt, wie auf Klippen, Schluchten, oder an steilen Ufern. Zum Nähen eines Regenmantels braucht man fast den gesamten Darm eines erwachsenen Walrosses. Die Därme werden ausgebreitet und in Stücke von etwa 40 Zentimetern Länge aufgeteilt. Dann werden die Stücke der Länge nach durchgeschnitten. Das Innere des Darms wird vorsichtig mit einem Schaber ausgekratzt. Die Eingeweidestreifen werden getrocknet, wobei sie regelmäßig mit den Händen geknetet werden. Dann werden sie leicht mit Wasser befeuchtet und danach zusammengenäht. Beim Zusammennähen der Ärmel und der Kapuze werden zur Verstärkung Streifen aus behandelter Seehundshaut (mandarka) eingenäht. Um die Nähte an den Verbindungen der einzelnen Teile zu verstärken, In die Öffnung der Kapuze wird ein Band eingezogen, das aus geflochtenen Tiersehnen hergestellt ist. Ein solcher Mantel wird bei regnerischem Wetter getragen. Meeresjäger tragen ihn, wenn sie zur See fahren. Heutige Einwohner von Čukotka verwenden Regenmäntel aus synthetischen Materialien. Därme werden nur noch zum Essen verwendet. Denn ein solcher Regenmantel aus Därmen muss ständig gewartet werden. Nach Gebrauch hat man ihn zu trocknen und mit den Händen zu kneten. Nachdem er trocken ist, wird in einer besonderen Tasche für die Lagerung von Kleidung aufbewahrt.“ (Video and translation in progress)
Aufgezeichnet von Lilija Zdor und ihrem Team, 2024.