Musée d‘ethnographie de l‘Université de Bordeaux
Lidija Čečulina kommentiert eine weitere Kuchljanka
3:26-8:57
„Diese kuchljanka könnte sehr viel älter sein. Weil hier alles mottenzerfressen ist, bleibt nur die Haut ohne Fell übrig. Sie ist wahrscheinlich aus Aljutorka. Meine Großmutter lebte dort früher und sie hatte solche Stickereien. Oder sie könnte aus Chailino sein. Diese Muster sind aus Rentierbeinfell und jene aus gefärbtem Robbenleder. Andere sind von einem kleinen Eichhörnchen, dessen Fell entfernt und gefärbt wurde, sehr gut gemacht. Die kuchljanka, die wir gerade gesehen hatten (I A 2911), hat ein ähnliches Muster wie diese und ist ebenfalls im korjakischen Stil genäht. Sie ist offenbar sehr alt, denn auch meine Großmutter hat nicht mit Fäden gestickt, sie hat nur Mosaike aus Rentierbeinfell verwendet. Und diese wurden mit dem Stechmesser gemacht. Vielleicht war diese kuchljanka vor langer Zeit einmal sehr schön. Vermutlich war es eine Bestattungs-kuchljanka, die mit dem Leichnam verbrannt werden sollte. Bereits in jungen Jahren haben angefangen, eine solche Bestattungs-kuchljanka zu nähen. Sie wurde auf sehr breiten Saumstreifen mit Stickereien, Mosaiken oder Teilen des Schlundes von Meerestieren, Kehlhaaren von Rentieren und gefärbten Eichhörnchenfellen verziert. Alte Stickereien waren sehr schön gemacht. Heutzutage kann man solche Stickereien nicht mehr sehen.“
Aufgezeichnet von Erich Kasten während eines Seminars in der Kulturstiftung Sibirien. Fürstenberg/Havel, 2020.