Musée d‘ethnographie de l‘Université de Bordeaux
Lilija Zdor und ihr Team erzählen von der Herstellung von Bällen
"Der hier gezeigte Ball ist aus der Haut einer Bartrobbe genäht. Er besteht aus sechs einzelnen Lederzuschnitten. Zuerst wurden vier von ihnen miteinander verbunden, für den runden Boden wird der fünfte und für die runde Spitze der sechste Zuschnitt verwendet. Die Kanten sind mit schmalen Streifen aus unbemaltem Leder miteinander verbunden. Auch Streifen aus gefärbtem Leder werden verwendet. An Boden und Deckel des Balls sind runde Rosetten aufgenäht. Schmale Streifen werden aus kamus (dem Beinfell der Rentiere) geschnitten und an den Rändern der Rosetten aufgenäht. So erhält man ein Ornament in Form einer Sonne mit Strahlen. Dieser Ball ist in einem schlechten Zustand. Er ist wahrscheinlich schon viel benutzt worden und wurde vermutlich bereits vor langer Zeit genäht. Heute werden Bälle auf unterschiedliche Art genäht, auch mit Perlen. Solche Bälle werden häufiger als Souvenir hergestellt. Doch in manchen Rentierhalterlagern spielen sie noch immer Ball.“
Irina erzählt: "Am Feiertag vylgykoranmat nach der Durchführung des Fütterungsrituals und nach dem Zerlegen des geschlachteten Rentiers haben wir Ball gespielt. Wir spielten bis spät in die Nacht. Die Mannschaft, die den Ball am längsten behalten hat, wurde zum Sieger erklärt. Der Ball war aus der Haut eines Seehunds genäht. Zum Färben der Haut verwendeten wir Ockerfarbe. Ein Seehundsfell ohne Haare heißt mtenuigyn. Helle Hautstreifen ohne Haare werden zum Zusammennähen der farbigen Teile des Balles verwendet. Der Faden zum Zusammennähen der Teile des Balles wird aus Tiersehnen hergestellt. Die Haut eines erlegten Seehunds wird entfettet und in einen Behälter mit Urin gegeben. Man bewahrt sie dort auf bis sich die Haare abzulösen beginnen. Nachdem sie entfernt sind, wird die gereinigte Haut gründlich gewaschen, auf ein Holzgestell gespannt und zum Trocknen in den Frost und Wind gehängt. Wenn die Haut gefroren ist, werden die gefrorenen Fleischteile mit einem Schaber entfernt, worauf die Haut erneut im Frost getrocknet wird.“ (Video and translation in progress)
Aufgezeichnet in Fairbanks, 2024.