Musée d‘ethnographie de l‘Université de Bordeaux
Gavril Laptander und Anastasia Lapsui erzählen zum Bohrer
"Den hier zu sehenden Bohrer nennen wir naparja, einige nennen ihn auch parja. Mein Va-ter nannte das ganze Werkzeug naparja und lediglich die eiserne Ahle (Bohrspitze) parja. Der Bohrer besteht aus zwei Teilen. Ein weiterer Teil ist der Bogen (ngynda). Beide Teile sind mit einem Lederriemen verbunden." (Gavril Laptander)
"Die Ahle muss gut geschärft sein. Ein Schlittenbauer macht damit Löcher in die Stangen für den Schlitten. Besonders Rentierhalter müssen noch einen weiteren großen Bohrer haben, bei dem die Ahle nicht so schmal wie hier ist. Ich bin eine Frau und weiß nicht viel über die Arbeit der Männer. Denn bei den Nenzen üben Männer diese Tätigkeiten aus, wogegen Frauen besser Bescheid wissen in ihren eigenen Arbeitsbereichen. Aber für die Männer ist es ein ganz wichtiges Werkzeug, denn ohne einen solchen Bohrer könnten sie keine Schreinerarbeiten ausführen.
Ursprünglich wurden für die Herstellung einer Bohrspitze Röhrenknochen von Tieren verwendet, entweder von einem wilden Rentier oder einem Elch. Als dann die Russen begannen, mit den Nenzen Handel zu treiben, tauchten Metallgegenstände wie Äxte und Meißel auf. Von diesem Moment an begannen die Nenzen, die Metallspitze des Bohrers aus Eisen zu schmieden. Zuerst muss man den Bohrer in das Holz drücken, damit die Spitze im Holz steckt. Und dann kann man unter Drehbewegungen mit dem Bohren beginnen." (Anastasia Lapsui) (Video and translation in progress)
Aufgezeichnet von Roza Laptander, 2024.