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Egor Čečulin erklärt seine Arbeiten

Die Schnitzkunst in Walrosszahn in eine besondere Tradition der Čukčen, aber auch weiter südlich lebende Korjaken verwenden dieses Material. So führt Egor Čečulin, der aus Anapka von der Ostküste Kamtschatkas stammt, diese Tradition mit eigenen künstlerischen Akzenten fort. Als er in seiner Kindheit oft mit seinem Vater auf Hundeschlitten unterwegs war, konnte er beobachten, dass es immer kleinere Bauteile für die Gespanne zu schnitzen gab. Später, als Egor Čečulin als Mitarbeiter der „Kulturbrigaden“ für Filmvorführungen in Rentierlagern zuständig war, sah er fasziniert zu, wie Rentierhirten kleinere Gebrauchsgegenstände wie Behältnisse für Nähnadeln, Fingerhüte oder Einzelteile für Rentiergespanne aus Rentierhorn anfertigten. Er begann kleine Figuren zu schnitzen und merkte bald, dass sie Touristen gefielen. Er entwickelte seine künstlerischen Fertigkeiten weiter und konnte seinen Lebensunterhalt damit verdienen. Schließlich zog er nach Petropavlovsk-Kamtschatskij, in die Hauptstadt der Halbinsel, wo er auch sein Universitätsstudium im Fach Psychologie absolvierte und wo er sein Atelier hatte.

„Natürlich stelle ich in meinen Arbeiten das dar, was ich hier seit meiner Kindheit gesehen habe, wie meine Eltern und meine Verwandten die Trommel schlugen und wie sie manchmal auch schamanisierten. Auch während der Sowjetzeit beschäftigten sich unsere Eltern und Verwandten mit Wahrsagerei. Wenn eine Krankheit auftauchte, so konnte man Beschwörungen aussprechen und alles ging vorbei. Ich war selbst einmal an einer Angina erkrankt und meine Großmutter hat mich auf diese Weise geheilt. Oft schlugen sie auch die Trommel, um die bösen Geister fortzujagen, die um die Häuser herumschlichen, und die Trommel wurde auch auf Festen verwendet, um sich zu erfreuen. In dieser Komposition, ‚Austreibung der bösen Geister‘, bemühe ich mich, die Details genauso wiederzugeben, wie ich es in der Kindheit gesehen habe: wie die Korjaken ihre Kleidung und ihre Mützen trugen und wie sie dasitzen.“

Aufgezeichnet von Erich Kasten. Petropavlovsk-Kamčatskij, 2008.