Musée d‘ethnographie de l‘Université de Bordeaux
Anatol Donkan erzählt über Hausgeister (1)
„Eine Djuli-Figur wird normalerweise vom Hausherrn aus einem Holz geschnitzt, das mit besonderer Ehrfurcht ausgewählt wurde. Eine solche Djuli-Figur ist der Herr oder Hüter des Hauses. Bevor sie ein Haus gebaut haben, haben sie zunächst eine Großmutter-(Figur) angefertigt. Hierzu spricht man zu einem Baum und man sagt: ‚Komm, lass uns zusammen ein Haus bauen.‘ Und der Baum antwortet: ‚Ja, machen wir das.‘ Der Mann sagt dann, welche Bäume und zu welchem Zweck er sie nehmen will. Und nachdem er es kundgetan hat, sagen die Bäume: ‚Nur zu.‘ Dann lädt er Mitglieder seiner Familie oder andere Leute ein, ihm zu helfen. Beim Fällen sägt er den unteren Teil eines Baumes aus und macht eine Figur daraus. Und diese Figur heißt dann djuli. Sie ist wie eine Großmutter, für die sie eigentlich das zukünftige Haus bauen. Und wenn es fast fertig ist, fragen sie [die Figur]: ‚Großmutter, können wir bei dir wohnen?‘ Und die Großmutter antwortet: „Ja, natürlich könnt ihr das.“ Auf diese Weise wurde eine solche Ver- einbarung getroffen. Und manchmal, wenn die junge Familie Kinder bekommen hat, fragen sie die Figur: ‚Vielleicht will Oma auch einen Opa?‘ Daraufhin würde man dann eine weitere Figur machen. Und so kommt auch eine Großvaterfigur ins Haus. Und manchmal machten sie auch kleine Figuren, welche die Kinder der Djuli-Familie darstellen.
Diese Figuren wurden dann regelmäßig mit Fett gefüttert. Man steckte das Fett genau hier hinein und verschmierte es, und die Figur wurde mit Holunderzweigen oder Tabak eingeräuchert. Sie hatte immer an einem Ort zu stehen, wo man sie im Vorbeigehen auch streicheln konnte. Sie wurde also immer wie ein Mitglied der Familie behandelt und als Älteste betrachtet. Immer wenn sie Fragen oder Angst vor etwas hatten, gingen sie zu ihrer Großmutter und sie half ihnen. So brauchten sie nicht einen Schamanen aufzusuchen, man erledigte es einfach zuhause.“ (Translation and video in progress)
Aufgezeichnet von Erich Kasten. Fiechtach, 2024.