Musée d‘ethnographie de l‘Université de Bordeaux
Aleksej Appolon erklärt den Bau von Schlitten
„Dies hier ist das Rahmengestell (für Lasten). Es besteht aus acht Querstücken. Es wird ganz ohne Nägel zusammengesetzt, nur mit gebohrten Löchern. Es gibt nicht einen einzigen Nagel, nur Holzdübel, die (das Holz) nicht aufreißen. Das ist der čukčisch-korjakische Bautyp und er ist meiner Meinung nach ideal. Sein Prinzip der Herstellung hat sich seit Jahrhunderten nicht verändert. So ein Gestell kann drei Personen mit je 70 Kilogramm tragen, das sind zusammen 210 Kilogramm. Es wird von hufartig gebogenen Hölzern getragen. Es sieht so aus, als könnten sie brechen, aber weil alles mit einem Lederriemen zusammengebunden ist, bleibt die Struktur beweglich, und damit ist die Stabilität sehr hoch. Auch die Abstände zwischen den Kufen sind wichtig für die Stabilität, der vordere Teil muss breiter sein als der hintere. Wenn er hier zum Beispiel um fünf Zentimeter schmaler ist, geht die Stabilität verloren. Wir machten sie vorne ein wenig breiter als hinten. Jedes Teil, jede Biegung ist über Jahrhunderte entwickelt, verfeinert und getestet worden. Heutzutage hauen viele Leute mit der Axt einfach drauflos, obwohl jede Biegung im Stamm einen Sinn hat. Man nimmt nicht jeden beliebigen Baum, denn das Holz hat Lebenslinien. So dient zum Beispiel das hufartig gebogene Holz nicht nur der Schönheit, sondern auch um den Schlitten leichter zu machen und ihn in sich beweglich zu halten. Wenn er zu fest gearbeitet ist, würde er bei der ersten Unebenheit brechen. Das alles ist gut durchdacht und hat seine Funktionalität.“
Aufgezeichnet von E. Kasten. Ossora, 2006.